Montag, 22. Juni 2015

ZehnGrammFotografie - #5 Sommeranfang

Es ist Sommeranfang. Zumindest auf dem Papier. In der Realität sieht die Sache schon ein wenig anders aus. Letztendlich ist dieses Datum aber auch nur eine Ansammlung von Zahlen auf einem Stück Papier, das man Kalender nennt und irgendwann von irgendjemand mal erfunden wurde. Sollen doch diese Römer gewesen sein, oder?
Denn letztendlich ist doch Sommer dann, wenn man Sommer fühlt. Und für mich war dieses Gefühl definitiv letztes Wochenende, als mich zwei Freundinnen genau im richtigen Moment in München besucht haben. Und München im Sommer bedeutet automatisch Isar ... und Vorhoelzer Café ... und Englischer Garten ... und Flohmarkt ... und allen voran bedeutet es Brotzeit im Biergarten. Eine der besten Erfindungen südlich des Weißwurstäquators. Ja ich weiß, Klischee hoch drei, aber warum soll man das Unausweichliche verschweigen, wenn es eben unausweichlich ist. Aber nun genug der Wort, denn schließlich ist der Sommer eine Zeit der Bilder. Seht selbst:













Freitag, 19. Juni 2015

ZehnGrammFilme - #5 Jurassic World

Was zur Hölle ist die Faszination von Dinosaurier? Ich meine,  ich weiß um die glühende Anziehungskraft von allem was in irgendeiner Art alt oder vintage ist. Aber reicht Nostalgie mittlerweile auch bis in die Zeit von T-Rex & Co zurück? Oder ist es doch einfach die unnachahmliche Arroganz, die wir bei dem Gedanken verspüren, dass wir noch leben und diese ach so bösen Tierchen nicht mehr? Was es am Ende auch ist, es verhalf Jurassic World schon jetzt dazu in die riesigen Fußstapfen (pun intended) von Spielbergs Original aus den 90ern zu treten ... zumindest finanziell gesehen.





Spricht man aber von der Qualität so sieht das schon ein wenig anders aus. Ja prinzipiell durchlebt der gemeine Kinobesucher sogar mehrere Deja-vu’s beim Anblick von Jurassic World: Zwei Kinder besuchen eine prähistorische Attraktion, in der Dinosaurier gentechnisch neu geschaffen wurden. Natürlich passiert das unausweichliche. Ein besonders böser, böser, böser Dino reißt aus, die Kinder verlaufen sich im Dschungel und rennen dabei um ihr Leben. Ein Familienmitglied, ein total cooler, kompetenter Dino-Flüsterer und der besessene Parkbetreiber und Erfinder eilen zur Hilfe. Dazu noch einen angemessen, übergewichtigen Bösewicht und schon wird wieder munter mit der Moralkeule um sich geschlagen. Wenn euch das bekommt vorkommt, dann könnt ihr euch wahrscheinlich denken, dass der Film nicht vor Überraschungen  strotzen wird. Eines muss man dem 4. Teil der Reihe aber lassen. Der „Nervfaktor“ der Kinder hält sich dieses Mal zum Glück in Grenzen. 

Subtrahiert man aber die Grundstory so bleibt am Ende ein actionreiches CGI-Feuerwerk mit einigen sehr netten Easter Eggs und Anspielungen auf Spielbergs Meisterwerk. Und recht viel mehr will dieser Film auch nicht sein. Er dient dem Original als Hommage ohne es zu persiflieren und spinnt die Geschichte im angemessenen Maße weiter. Die Schauspieler, allen voran Chris Pratt, überzeugen in ihren doch eher eindimensionalen Rollen und sorgen für den ein oder anderen Lacher. 






Im Großen und Ganzen also ein Runde Sache, der es aber an Charme fehlt. Und das liegt vor allem an den übertriebenen Animationen der Tiere. Schaffte es Spielberg noch zum Großteil mit mechatronischen Repliken und ohne Special Effects den Urtieren Leben einzuhauchen wirken hier die meisten Dinosaurier unwirklich, billig und viel zu vermenschlicht. Ein Problem, dass heutzutage aber leider nicht allzu selten vorkommt. Ich frage mich immer, wieso trotz des technologischen Fortschrittes die Animationen teilweise früher realistischer aussahen als heute? Da dies aber wieder ein anderes Thema ist, will ich an dieser Stelle nur auf folgenden Artikel verweisen, der dieser Frage sehr anschaulich am Beispiel von Jurassic World auf den Grund geht:

http://www.cracked.com/blog/6-reasons-expensive-films-end-up-with-crappy-special-effects/

Jurrasic World ist aber all seiner Schwächen zum Trotz doch immer noch ein Popcorn-Blockbuster vom feinsten und damit universell ansprechend egal ob für Männlein oder Weiblein oder ob für Alt oder für Jung. Mein Tipp also: Hirn ausschalten und die Logik im Parkhaus stehen lassen. Und vielleicht ist das ja die Antwort auf die Frage nach der Faszination: Die Unwirklichkeit, das Unfassbare und das Unvorstellbare. Schließlich war ich als Kind auch besessen von Langhälsen und Triceratopsen, als ich meine Logik noch irgendwo in der Kiste zwischen Lego und Gummibären versteckte. Also passt auf, vielleicht weckt Jurassic World ja wieder das Kind in Euch.


6 von 10 g Zucker

Montag, 25. Mai 2015

ZehnGrammBacken - #1 Macarons

Eine neue Kategorie! Ich verspreche es ist vorerst (wieder einmal) die letzte. Wer mich einigermaßen gut kennt, der weiß, dass ich in regelmäßig Abständen in den unendlichen Weiten der Youtube-Backchannels versinke. Da man aber vom Zuschauen alleine nichts lernt, muss das geschaute auch umgesetzt werden. Außerdem dachte ich mir, wenn mein Blog schon ZehnGrammZucker heißt, dann kann ich auch meinen Senf zum Thema Backen dazu geben ... Ok ... falsche Wortwahl.




Es geht also um Macarons. Diese kleinen putzigen und bunten Dinger, die man für viel zu viel Geld in total hippen Vintage-Cafés immer kaufen kann. Und wie es der Zufall so will, bin ich seit kurzen stolzer Besitzer des Buches Macarons für Anfänger von Aurélie Bastian. Ach, das klingt doch schon so wunderbar francais, da kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Wären diese Macarons nicht so verdammt empfindlich. 




Wir haben anfangs gleich den Tipp aus dem Buch beherzigt und alle Zutaten sorgfältig vorbereitet und abgewogen. Sogar das Eiweiß!!! DAS EIWEISS!!! Da wir es uns einfach machen wollten für den Anfang, haben wir uns für stinknormale Macarons in nur einer Farbe entschieden, nämlich rosa. Schließlich bin ich erstmal 1h durch München gelatscht, nur um rote Lebensmittelfarbpaste zu finden!






Prinzipiell ist die Zubereitung aber ziemlich simpel. Eiweiss mit Zucker aufschlagen, Lebensmittelfarbe hinzufügen und danach die extra feine Mandelmehl-Puderzucker-Masse unterheben. Und hier beginnt der heikle Part: Die Masse darf weder zu flüssig noch zu fest werden, ansonsten gehen die Macarons nicht auf. Und an dieser Stelle dachte ich erstmals, dass wir grandios scheitern werden. Wir haben uns aber rigoros an das Buch gehalten, und sind damit eine gute Schiene gefahren. 





Nachdem die Macarons etwas auf dem Backpapier geruht und eine Kruste geformt haben, kamen sie in den vorgeheizten Ofen. Das war gleichzeitig auch der Moment, in dem ich nicht mehr zuschauen konnte. Hop oder top! Und zu unser aller Erstaunen wurden sie top. Man hörte die tausend Steine förmlich von unseren noch so jungfräulichen Bäckerherzen plumpsen. Einzig das letzte Blech backte etwas unförmig, was aber unsere Euphorie nicht schmälern konnte. 



Doch dies war erst die halbe, wenn auch die lästigere Kaltmiete: Es fehlte noch die Füllung. Auch hier entschieden wir uns für die Standardvariante der Schokoladen-Ganache in weiß und in vollmilch. Wir befolgten eins zu eins das Rezept und standen am Ende leider mit einer viel zu flüssigen Soße da. Die Sahne hatte sich zwar sehr gut mit der Schokolade verbunden, jedoch wurde das Endresultat einfach nicht fest genug. Aber wir wären ja nicht Studenten, wenn wir nicht zu improvisieren gewusst hätten. Nachdem wir die Masse einmal kurz aufgeschlagen haben, entstand eine wunderschöne und leckere Creme. 



Das Füllen war dann nur noch reine Formalität und das Essen sowieso. Ja wenn diese Macarons nicht so verdammt schön aussehen würden ... Obwohl die Zubereitung eigentlich recht simpel ist, war der Zeitaufwand doch etwas größer als gedacht. Vor allem aber Ruhe und Geduld sollte man bei diesen Schmuckstücken mitbringen. Und wenn wir das schon schaffen, dann ihr doch sicherlich auch! 



Damit ihr selber auch mal solche schönen Dinger backen könnt, hier noch einmal die Zutaten für ca. 20 Stück in stringenter Form: 

Für die Macarons: 
45 g gemahlene Mandeln 
75 g Puderzucker
36 g Eiweiß 
10 g Zucker (kein Scherz!!!) 
Lebensmittelfarbpaste nach Wunsch

Für die Ganache: 
100 g Vollmilchschokolade 
40 ml frische Sahne 
oder 
100 g weiße Schokolade
50 ml frische Sahne




Sonntag, 24. Mai 2015

ZehnGrammFernsehen - #5 ESC15 Finale

Als ich gestern Nachmittag mit dem Auto fuhr und nichtsahnend einen österreichischen Radiosender hörte, kommentierter der Sprecher den durchaus unterhaltsamen serbischen Beitrag mit den Worten: Fett ist das neue Schwul! Was soll man dazu noch sagen ... außer: Zum Glück ist der Eurovision Song Contest beides!




Vielleicht erklärt dies auch die 0 Punkte für Deutschland und für Österreich, mangelt es  ihnen doch eben an diesen beiden Qualitäten. Naja, wohl eher nicht. ... aber an was liegt es dann? Schließlich war Black Smoke ein durchaus hörbarer und gut produzierter Pop-Song und Ann Sophie hat ihn einwandfrei performt. Was soll also eine führende Wirtschaftsnation wie Deutschland noch tun, als das eh schon getane?  Vllt. sollte der NDR endlich mal von seinem Hipster-Thron herabsteigen und den Mut beweisen ESC taugliche Lieder auszuwählen. Entgegen allen Unkenrufen gibt es so etwas nämlich tatsächlich. Skandinavien-Pop geht immer und das sag ich nicht nur, weil Schweden dieses Jahr gewann. Eine kraftvoller Ballade gut vorgetragen versteht man auch universell in ganz Europa. Sich von der Konkurrenz abzuheben ist da schon ein viel größerer Drahtseilakt. 





Stattdessen sind wir und die ebenfalls recht vielversprechenden und sympathischen Österreicher irgendwo zwischen glitzernden Pallettenkleidern und Windmaschinen untergegangen. Und nein, das liegt nicht an der Nachbarschaftsliebe der Ostblockländer. Russland erhielt z.B. keinen einzigen Punkt aus Lettland, obwohl die dieses Jahr sogar angemessen gewesen wären. Russland überzeugte mit einer emotionalen Ballade und einer starken Performance. Es liegt auch nicht daran, dass alle Deutschland hassen.  2010 hat uns schließlich auch keiner gehasst als Lena gewonnen hat. Im Gegensatz zu Ann Sophie war sie eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort und außerdem verstand Raab es wie kein anderer Aufmerksamkeit und Publicity zu generieren. Nirgends ist es so wichtig präsent zu sein wie vor während und nach dem ESC. Der NDR scheint diesen Trend aber verschlafen zu haben. Facebook, Twitter und PR sind für die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt so was wie Fremdwörter. 





Ich muss dazu sagen, dass ich ein großer Verfechter des ESCs bin. Wo sonst kompetieren so gut wie alle europäischen Länder friedlich an einem Abend um eine augenscheinlich wertlose Trophäe und unterhalten damit über 100 Mio Menschen? Der ESC ist Trash, er ist lustig, er ist unpolitisch (ja, verdammt nochmal das ist er) und dafür liebe ich ihn. Und hin und wieder finden sich dann auch noch ein paar Perlen der Musiklandschaft, welche man sich auch noch ein paar Jahre später anhören kann. So wie dieses Jahr Estland mit einer kühlen Pop-Ballade, der international marktreifen Dance-Nummer aus Australien oder dem elektronischen Lorde-Gedächtnis-Song aus Belgien. 







Vielleicht sollten wir anfangen diese Show als eben solche zu sehen und weniger verbissen an die Sache herangehen. Was nützt es uns, wenn plötzlich für ein Wochenende ganz Deutschland meint zum Musikexperten werden zu müssen und am Ende in Europa kein Hahn danach kräht. Schweden hat dieses Phänomen schon vor Jahrzehnten verstanden und ist dadurch Jahr für Jahr mit Leidenschaft dabei. Zeit sich eine Scheibe abzuschneiden und es sich aufs Knäckebrot zu legen. 


Douze point - la Suède! Bravo! 



Freitag, 15. Mai 2015

ZehnGrammFernsehen - #4 Germany’s Next Topmodel 2015

Welch Ereignis: Heidi Klum, Master of Modelling in Germany, sucht mal wieder ihre x-te Nachfolgerin. Was heißt Nachfolgerin, eigentlich sucht sie eher nach Schosshündinnen, schließlich darf und kann ihr keiner das Wasser reichen. KEINER! 
Naja, bis auf eine total hirnverbrannte und humorlose Person, die meint, es wäre doch total lustig bei ProSieben anzurufen und eine Bombendrohung aussprechen. Gesagt, getan. Der Rest des Abends ist dann im wahrsten Sinne Geschichte. Die SAP-Halle in Mannheim wird geräumt, die Werbung künstlich verlängert und irgendwann startet dann der Film "Blind Side" mit Sandra Bullock. Wer meint damit sei nun das größte Übel vorbei, der hat sich mächtig geirrt! 


(Quelle: ProSiebenSat. 1 Media)


Man kann ja über GNTM sagen was man will, aber nicht, dass es nicht ein gewisses Maß an Unterhaltung biete. Oftmals muss sich die Model-Maschine von ProSieben aber von sogenannten Kritikern anhören sie sei niveaulos, menschenfeindlich und würde die Mädchen bloßstellen. Einige dieser Punkte mögen vielleicht sogar in gewisser Weise zutreffen, aber welcher Sturm aus Pietätlosigkeit und Unmenschlichkeit gestern Abend dann über Twitter zog, überbot selbst das noch so niveauloseste Nackt-Shooting von Germany's Next Topmodel

Die TV-Zuschauer schienen sich dabei gestern in 3 Kategorien aufzuspalten: 
1. Der Niveulose: Dieser Internet-User macht gerne total kreative Witze, die weit über das Ziel hinaus schiessen, einzig zu dem Zwecke die innere Geilheit zu befriedigen. ("Bombenstimmung in Mannheim! GnTNTm!")
2. Der Moralapostel: Entgegen dem realen Leben weiß diese User im Internet alles besser. Er steht im ständigen Zwiespalt mit dem Niveaulosen und sieht sich im Recht. ("Spinnst du! Da sind Menschenleben in Gefahr!"
3. Der Fernsehkritiker: Er hinterfragt alles und jeden und sieht in allem das Böse und schiebt dabei jegliche Logik für einen guten Aufreißer zur Seite. ("Das ist doch alles geplant! Die machen das doch nur für die Quote! Böses Pro7!")




Was bleibt also von diesem Abend? Es bleiben vier Mädchen, die nur noch mehr zu bedauern sind, eine Vielzahl gedruckter Cosmopolitan-Ausgaben, die nie das Tageslicht erblicken werden, ein Wolfang Joop mit versteinerter Miene und vor allem die Erkenntnis, dass eine Bombendrohung anscheinend die einzige Möglichkeit ist heutzutage noch Aufmerksamkeit zu generieren. 

Wir leben also in einer Welt, in der jeder Mensch im Großen es vermag eine millionenteure Show zum Wanken zu bringen, und in der jeder Twitter-User im Kleinen meint seine Meinung sei wichtig. Ich schüttele den Kopf und denke mir: Ich hab heute leider kein Foto für euch!

Montag, 27. April 2015

ZehnGrammLeben - #9 Avengers: Age of Ungeduld

Eigentlich wollte ich hier an dieser Stelle eine Filmrezension schreiben zu dem Film The Avengers: Age of Ultron. Ein fulminantes Action-Potpourri mit richtig gut aufgelegtem Cast und für einem 150 min Superheldenfilm auch erstaunlich wenig Leerlaufzeit. Eigentlich! Am Sonntag Abend um ca. 19 Uhr änderte ich aber dann meine Meinung und das, obwohl ich den Film noch nicht mal gesehen habe. Es fällt mir nämlich was viel Essentielleres wie Schuppen von den Augen, was ich nun mit euch teilen möchte. 

Es geht schlicht und einfach um die mediale Ungeduld in unseren Köpfen und wie sie den Kinobesuch zerstört hat. Menschen können dank des großen, weiten Internets alles zu jeder Zeit abrufen, gleichbedeutend mit der unmittelbaren Gefahr, dass das Internet alles und jeden für dich abruft, bevor du es überhaupt willst. Sprich: Spoiler! Und nicht nur das. Die Halbwertszeit eines Filmes scheint enorm gestiegen zu sein, reziprok mit dem Verlust einer Aufmerksamkeitsspanne. Warum ist es uns so wichtig geworden einen Film schon in der ersten Woche zu sehen und nicht erst 3 Wochen später? Wieso müssen wir uns überhaupt Sitzplätze im Kino reservieren, wenn wir sie doch nicht abholen? Und wieso will ich eigentlich hinten in der Loge sitzen, auch wenn ich dort viel zu weit weg bin vom Geschehen und 16€ für einen 3D-Film mit Überlänge bezahle? 





Ganz einfach, wir haben alle Angst etwas zu verpassen. Wir fürchten uns so sehr davor, nicht das Beste vom Besten zu bekommen, und das natürlich als Erster, sodass wir unsere Aufmerksamkeit nach nur wenigen Wochen schon wieder dem nächsten Spektakel zuwenden. Oder würdet ihr heute noch in Fast & Furious 7 gehen? Wehmütig denk ich an die Zeiten zurück, als man Zuhause noch gegrübelt hat, wie viel vor Einlass man denn am besten dort sein sollte, um noch Karten zu bekommen, und ob der Film überhaupt so beliebt ist. Ja schon fast sehnsüchtig wünsche ich mir die Zeiten zurück, als man gerne noch 1-2 Wochen gewartet hat, um in Ruhe den Film schauen zu können. Aber dies ist wohl so unwahrscheinlich wie die Kinowerbung ohne „Will jemand ein Eis?“. 





Es heißt immer: Kino ist tot! Wenn ich mir aber am Wochenende das Mathäser in München anschaue – das größte Kino in der bayrischen Hauptstadt – dann ist das Kino alles andere als tot - im Gegenteil. Vor den Sälen herrscht ein Krieg um das größte Popcorn, um den besten Sitz und um das größte cineastische Wissen, der seine Toten erst noch fordern wird. Ein Krieg, den selbst die Avengers nicht verhindern können, mögen sie auch noch so stark sein und der Film noch so gut sein.

Sonntag, 19. April 2015

ZehnGrammLeben - #8 Die verlorene halbe Stunde

Es ist Samstagabend, die Chips-Tüte liegt bereit, das Bier ist kaltgestellt und um 20:15 Uhr läuft ein Film im Fernsehen den ich schon immer mal anschauen wollte. Ich springe also schnell unter die Dusche, versinke danach kurz in den endlosen Weiten von YouTube und danach gönne ich mir ein richtiges, hausgemachtes Schnitzel. Als dann meine fertige Mahlzeit vor mir auf dem Couchtisch steht, ich in der einen Hand mein Bier und in der anderen die Fernbedienung halte, ist es bereits 20:45 Uhr und der Film hat längst begonnen. Und schon hab ich keinen Bock mehr auf ihn und verlaufe mich ein weiteres Mal in den endlosen Weiten von YouTube. Wieder einmal wurde ich Opfer der verlorenen halben Stunde. 




Gefühlt seit ich mein Abitur gemacht habe, habe ich das unsägliche Gefühl, dass mir eine halbe Stunde meines Lebens irgendwo zwischen dem Stau auf dem Weg zum Zivi und der verpassten Vorlesung um 8:15 Uhr abhanden gekommen ist. Eine halbe Stunde die mich fortan immer genau dann in Stress versetzt, wenn ich eigentlich pünktlich irgendwo sein müsste. Meistens schaffe ich das auch, aber wie fantastisch wäre es, wenn mir diese 30 min tatsächlich gehörten und ich endlich den Freiraum für Entspannung selbst einplanen könnte.
Jetzt stellen sich für mich zwei Fragen. Erstens: Wo und wann habe ich diese halbe Stunde verloren, gleichbedeutend mit der Frage, ob ich sie irgendwo wieder finden kann? Und Zweitens: Geht es anderen Menschen auch so? 






Nun, die erste Frage lässt sich nur schwer beantworten, habe ich doch schon viel zu oft meine Zeit mit Banalitäten verplempert obwohl ich wusste, dass mir die Zeit dazu fehlt. Aber diese Ereignisse scheinen sich nicht zu kumulieren, es ist und bleibt nur eine halbe Stunde. Reichte also tatsächlich eine einmalige Verspätung, welche so in meinem Schicksal nicht eingeplant war und dadurch alle weiteren Termine nach hinten verschiebt? So ganz nach dem Motto „Final Destination“ nur eben nicht mit dem Tod als Hauptdarsteller sondern der Zeit? Heißt das nun auch, dass ich dem Ganzen sowieso nicht entfliehen kann, oder sollte ich morgen einfach nur eine halbe Stunde früher aufstehen, und alles ist wieder gut? Nein, das funktioniert so nicht. Glaubt mir, ich habe es versucht. Vielleicht gehört dieser leicht latente minimale Stress auch einfach zur heutigen Gesellschaft dazu. 






Und dies bringt mich zur zweiten Frage. Geht es noch irgendjemand anderen auf der Welt so wie mir? Sind meine 30 Minuten vllt. für jemand anderen sogar 42 Minuten? Oder hat jeder Mensch auf der Welt diese verlorene halbe Stunde, wodurch sich das Gefüge wieder egalisiert? Ich weiß es nicht! Letztendlich habe ich gelernt mich damit zu arrangieren. Solange es nur 30 Minuten sind und nicht 30 Stunden, lebe ich zumindest noch heute und nicht vorgestern, und das reicht mir schließlich vorerst aus. Den Film kann ich mir schließlich ja auch noch irgendwann auf DVD kaufen.